Wohnungssuche

Früher oder später trifft es fast jeden und man will/muß/soll umziehen. Manche trifft es sogar häufiger als andere. Eine Statistik zu den Gründen eines Umzugs gibt es bei Statista – am häufigsten genannt ist eine Beziehung/Liebe als Grund, das klingt doch positiv.
Ob es nun die Gründung eines gemeinsamen Hausstands mit “der besseren Hälfte”, der Auszug aus dem Elternhaus zum Start ins Berufsleben, der Umzug in eine schönere Wohnung oder ein Haus ist oder auch der Umzug in eine andere Stadt für einen privaten Neuanfang, es ist etwas Erfreuliches – wenn nur nicht der ganze Streß mit Wohnungssuche, Umzug und Bürokratie wäre…
Selbst wenn man nicht so “freiwillig” eine neue Bleibe finden muß, besteht ja trotzdem die Möglichkeit, daß die neue Unterkunft zumindest in manchen Belangen besser ist – vielleicht besser isoliert, eine schönere Raumaufteilung, günstigere Lage oder die gute Gelegenheit abgewohntes Mobiliar durch neue und moderne Einrichtungsgegenstände zu ersetzen – Optimismus ist gefragt.

In meinem Fall habe ich eine neue Stelle angefangen. Der Arbeitsvertrag war so gut wie unterschrieben, der Arbeitsbeginn war in 3 Wochen, der Arbeitsort war in München und damit zu weit weg von meinem bisherigen Wohnort, um täglich zu pendeln.
München, eine lebenswerte Stadt, aber der Immobilienmarkt ist eine Katastrophe!

Was für eine Wohnung soll es sein?

Wer eine neue Unterkunft sucht, sollte sich erstmal überlegen, wie die Traumwohnung sein soll. Folgende Aspekte sind dabei zu berücksichtigen:

  • Wo soll die Wohnung ungefähr sein, welche Lage soll sie haben?
    Hier gilt es zwischen praktischen und finanziellen Erwägungen und persönlichen Präferenzen abzuwägen. Für den Einen ist eine Wohnung in der Innenstadt – mitten im Geschehen – das Ideal, ein anderer träumt von einem Haus in der Einöde mit viel Ruhe, weit ab von allem Trubel. Während der Weg vom Haus in der Einöde ins Büro in der Stadt ggf. zu weit zum täglichen Pendeln ist, ist die Wohnung in der Innenstadt vielleicht zu teuer oder ebenfalls zu unpraktisch zum Pendeln, falls man z.B. in einem Industriegebiet am Stadtrand arbeitet. Neben Innenstadt und Einöde gibt es aber zum Glück noch Alternativen, z.B. Stadtteile außerhalb der Innenstadt, die oft gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln angebunden sind, angrenzende Ortschaften oder auch gut angebundene Gemeinden im Umland.
    Mit S-Bahnen, U-Bahnen und Bussen hat man in größeren Städten oft eine gute Anbindung zwischen Innenstadt und angrenzenden Gemeinden, so daß man nicht vom Stadtleben ausgeschlossen sein muß, wenn man nicht direkt in der Innenstadt wohnt. Und auch eine Wohnlage im Umland mit guter Straßenanbindung kann das Pendeln zwischen ruhigem Landleben und arbeiten in der Stadt ermöglichen.
    Entscheidend sollte daher nicht allein die Entfernung zwischen Wohnung und Arbeitsstätte (oder wo man sonst mehrmals wöchentlich hin will) sein, sondern auch wie gut die Anbindung zwischen diesen Orten ist. Wer eine längere Strecke mit der U-Bahn zurücklegen muß, aber nicht umsteigen muß, hat normalerweise den angenehmeren Arbeitsweg, als jemand, der zwar eine kürzere Strecke zurückzulegen hat, aber umsteigen muß. Ebenso kann eine längere Fahrstrecke außerhalb der Stadt oft genauso schnell zurückgelegt werden, wie eine kurze Strecke in der Stadt. So habe ich, als ich ca. 50 km von meiner Arbeitsstätte entfernt gewohnt habe ca. 40 Minuten mit dem Auto gebraucht, für die 10 km in die nächstgelegene Innenstadt habe ich im Berufsverkehr ca. 30 Minuten gebraucht und für die ca. 8 km zwischen Wohnung und Arbeitsstätte in München habe ich normalerweise ebenfalls ca. 30 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln gebraucht.
    Natürlich spielt nicht nur der Weg zwischen Arbeitsstätte und Wohnung eine Rolle, auch die Freizeitgestaltung verdient Berücksichtigung. Wer das Wochenende gerne in den Bergen verbringt, bevorzugt vielleicht eine Lage südlich von München, um dem Ausflugsverkehr zu entgehen. Wer gerne Hühner und Kaninchen halten will, wird es da in der Stadt wohl eher schwer haben eine geeignete Unterkunft zu finden. Dagegen wird sich jemand, der das kulturelle Leben in der Stadt voll auskosten will und viele Konzerte, Museen, Veranstaltungen, Bars und Restaurants besuchen will vielleicht durch eine Wohnlage im Umland etwas eingeschränkt fühlen.
    Hier also was man bei der Wahl der Lage bedenken sollte:
    • Orte, die man häufig aufsucht sollten gut zu erreichen sein
    • Große Städte haben oft einen gut ausgebauten ÖPNV, der auch den Stadtrand und angrenzende Orte bedient
    • Etwas längere direkte Verbindungen zwischen zwei Orten, sind normalerweise bequemer, als etwas kürzere Verbinungen für die man umsteigen muß
    • In der Innenstadt sind die Mieten meistens höher, weiter außerhalb hat man aber ggf. höhere Fahrtkosten und längere Fahrtzeiten.
    • Freunde besuchen, empfangen und mit ihnen etwas unternehmen geht auch, wenn sie nicht nebenan wohnen – v.a. wenn “Asyl” gewährt werden kann.
  • Wieviel darf sie kosten?
    Wenn man eine ungefähre Vorstellung davon hat, wo man wohnen möchte, sollte man sich als nächstes überlegen, wieviel man für die Traumwohnung ausgeben kann und will. Hierbei ist es wichtig eine realistische Vorstellung von den ungefähren Mietpreisen in der gewünschten Gegend zu bekommen. Das geht am einfachsten, indem man sich Immobilienangebote in der gewünschten Gegend anschaut.
    Auf der anderen Seite muß man sich auch überlegen, was man sich dauerhaft leisten kann und will. Üblicherweise will man von seinem Einkommen auch Lebensmittel, Kleidung, Freizeitgestaltung, etc. bezahlen, sowie sich ein kleines Polster für “schlechte Zeiten” aufbauen und außerdem kommen zur (Warm-)Miete noch weitere Kosten für die Wohnung dazu, z.B. Stromkosten (die ggf. höher ausfallen können, wenn die Wohnung mit Strom beheizt wird), Telefon/Internet (wer will schon in einer Wohnung ohne Internet wohnen?), die Rundfunkgebühren-“Zwangsabgabe” und bei Interesse ggf. auch die Kosten für ein “freiwilliges” Fernsehprogramm (Kabelanschluß, Streamingdienste), evtl. trifft einen eine Nebenkostennachzahlung, etc.
    Allgemein ist die Empfehlung, wie man sie an verschiedenen Stellen lesen kann, nicht mehr als 30% des Nettoeinkommens für Miete auszugeben, was in teuren Gegenden und bei geringem Einkommen sicher oft nicht einzuhalten ist. Nichtsdestotrotz sollte man sich überlegen, wie lange man sich die Miete noch leisten kann (von Ersparnissen und Sozialleistungen), falls es zu einem Verdienstausfall kommt. Wer z.B. “überraschend” entlassen wird, weil der Arbeitgeber in finanziellen Schwierigkeiten ist, möchte sich sicher nicht neben der Suche nach einer neuen Einnahmequelle noch Sorgen darüber machen, wie er die nächsten Monate seine Miete zahlen kann oder sich zusätzlich mit der Suche nach einer neuen Wohnung und einem Umzug belasten. Hier eine kleine Aufstellung welche Ausgaben ihr in einem eigenen Haushalt berücksichtigen müßt:
    • Kaltmiete
      Die steht natürlich im Mietvertrag. Da gibt es ggf. auch Angaben zu anstehenden Mieterhöhungen.
    • Nebenkosten
      Wasser, Heizung (wenn nicht mit Strom), Grundsteuer, Müllabfuhr, Gärtner, Hausmeister, Hausverwaltung, Feuerversicherung, etc. Derzeit liegen die Nebenkosten lt. Mieterbund im Durchschnitt bei 2-3€ pro Quadratmeter und Monat, was von verschiedenen Faktoren, u.a. auch der Anzahl an Bewohnern, abhängig ist. Wenn die angegebenen Nebenkosten sehr niedrig angesetzt sind, muß man sich auf eine Nachzahlung am Jahresende einstellen. Sind die Nebenkosten übermäßig hoch angesetzt, sollte man ebenfalls aufmerksam werden. Ist die Wohnung vielleicht schlecht isoliert und die Heizkosten sind enorm? Hat das Haus vielleicht ein gemeinschaftliches Schwimmbad, das man natürlich über die Nebenkosten mitfinanziert?
    • weitere Wohnungsausgaben pro Monat
      • Internet
      • Rundfunkgebühren: derzeit 17,50€ (leider praktisch nicht verhandelbar)
    • Lebensmittel
      Ich rechne mit grob 200€ -300€ pro Person im Monat. Es kommt natürlich darauf an, wie hungrig man ist. Ein Essen in der Kantine meines Vertrauens kostet ca. 6€ für externe Gäste, das sind ca. 190€ im Monat. Selbst kochen ist im Allgemeinen billiger, auf der anderen Seite sind in den 6€ Frühstück und Abendessen oder Zwischensnack noch nicht berücksichtigt. Mein Frühstück ist eher klein, mit 2 Scheiben Toast oder Joghurt mit Müsli bleibt man unter 1€ pro Tag und auch die dritte Mahlzeit am Tag fällt bei mir eher klein aus und liegt normalerweise unter 2€. Wer also mit 9€ pro Tag für Essen rechnet kommt auf 279€ im Monat – da ist sogar noch Platz für einmal Essen gehen, bevor man die 300€ erreicht – grob überschlagen.
    • Kleidung (die hält normalerweise länger als ein Jahr)
      Hier muß sich jeder selbst überlegen, wieviel Budget er für Kleidung einplanen kann und will, da bei Bekleidung die Ansprüche doch sehr unterschiedlich sind. Manche Dame hat mit ihren 25 Jahren 50 oder mehr Paar passende Schuhe (Hausschuhe, Sport- und Wanderschuhe nicht mitgerechnet) gesammelt. Wenn man bedenkt, daß die Schuhe der ersten 15 Jahre sicher nicht mehr existieren und von den letzten 10 Jahren wohl auch das Eine oder Andere nicht mehr in ihrem Besitz ist, sind das mehr als 5 Paar Schuhe pro Jahr. Ein Minimalist kann sich vielleicht auf 2-3 Paar passende Schuhe beschränken.
      Ebenso sind die Ausgaben für Oberbekleidung sehr individuell. Wer sich für Mode begeistert sollte dafür ein größeres Budget einplanen und auch die preislichen Unterschiede bei den bevorzugten Marken/Herstellern spielen eine Rolle.
    • Wartung und Pflege
      Ein kleines Budget müßt ihr auch für die laufende Pflege und Sauberkeit von euch und der Wohnung einplanen
      • Toilettenpapier
      • Zahnpaste, Mundwasser, Zahnbürsten
      • Duschbad, Körperpflege, Cremes
      • Haarpflege
      • Putzmittel/-utensilien für den Boden, Staubsaugerbeutel
      • Leuchtmittel (Glühbirnen, etc.)
      • Geschirrspülmittel
      • Spülschwämme
      • Küchenrolle
      • Entkalker (Wasserkocher, Kaffeemaschine, etc.)
      • Reiniger für Badamaturen (Waschbecken, Badewanne, Toilette)
      • Fensterreiniger
  • Wieviele Zimmer und welche Raumaufteilung? Welche Größe?
    Wer hätte nicht gerne eine Villa mit 7 Zimmern und 8 Bädern? Aber wer sich nach dem Kauf der Villa die Reinigungskraft nicht mehr leisten kann, muß die Bäder womöglich selber putzen.
    Daher überlegt euch, wieviele Räume ihr wirklich braucht, wollt und nutzen werdet.
    • Soll die Küche abgetrennt sein oder im Wohnraum integriert sein?
      Eine integrierte Küche ist sozialer, wenn man Besuch empfängt, dreckiges Geschirr und alter Essensgeruch im Wohnzimmer wirken aber wenig gemütlich.
    • Reicht ein Wohn-Schlaf-Raum oder ist einem ein gesondertes Schlafzimmer wichtig?
      Der Weg vom Sofa ins Bett ist in einem Wohn-Schlaf-Raum kürzer und man spart sich ein Zimmer, das nicht nur kostet, sondern auch sauber gemacht werden muß – Vorteile, die man nicht vernachlässigen sollte. Auf der anderen Seite kann man ein gesondertes Schlafzimmer kühler halten, als üblicherweise das Wohnzimmer und man muß nicht alle Gäste in sein Schlafzimmer lassen (dann sieht auch nicht jeder das ungemachte Bett 😉 ).
    • Braucht man ein gesondertes Arbeitszimmer oder kann man auch in einem der anderen Räume den “Schreibkram” erledigen?
    • Wer Kinder hat oder konkret plant, wird kaum darum herumkommen für diese gesonderte Räume einzuplanen.

      Teilweise kann man abhängig vom konkreten Schnitt einer Wohnung von der Idealvorstellung an Räumen abweichen. Z.B. bietet eine Nische im Flur vielleicht die ideale Ecke für einen Arbeitsplatz, den man nicht im Wohn- oder Schlafzimmer haben will, oder eine große Eßdiele kann ein gesondertes Wohnzimmer (fast) ersetzen.
      Insofern sollte man bei der Suche auch Wohnungen in Betracht ziehen, die von der “idealen” Zimmerzahl leicht abweichen.
  • Wie wichtig ist ein Balkon oder Garten?

Nachdem man sich klar darüber ist, was für eine Wohnung man möchte, stellt sich als nächstes die Frage Wie findet man eine Wohnung?

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